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Home > Eigenständige Jugendpolitik17. Kinder- und Jugendbericht veröffentlicht

(19.09.2024) Alle vier Jahre legt die Bundesregierung dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat einen Kinder- und Jugendbericht vor. Nun hat Lisa Paus den 17. KJB gemeinsam mit den Sachverständigen der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Berichtskommission fordert künftige Generationen noch stärker zu berücksichtigen.

Mädchen schaut in die Kamera Mädchen schaut in die Kamera
Foto: pixabay.com

Jeder dritte Kinder- und Jugendbericht soll einen Überblick über die Gesamtsituation der Kinder- und Jugendhilfe und die Lage der jungen Generation geben. Der aktuelle 17. Kinder- und Jugendbericht ist ein solcher Gesamtbericht. Darüber hinaus leistet er eine Analyse und Bewertung der Kinder- und Jugendhilfe und ihres Beitrags zu einem gelingenden Aufwachsen junger Menschen. „Aufwachsen in Krisen“ und „Aufwachsen in einer diversen Gesellschaft“ sind die beiden Spezifizierungen im Berichtsauftrag an die Kommission zum 17. KJB.

Junge Generation so vielfältig wie noch nie

In Deutschland leben derzeit rund 22 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Der 17. Kinder- und Jugendbericht zeigt, dass diese Generation junger Menschen so vielfältig wie nie zuvor ist. Der Kommission zufolge seien Sicherheit und Orientierung notwendig für gutes Aufwachsen. Dies sei jedoch aktuell geprägt von sich überlagernden Herausforderungen wie Krieg, Klimawandel, globale Fluchtmigration, Nachwirkungen der Pandemie, aber auch von Fachkräftemangel und dem Druck auf die Demokratie.

Die meisten jungen Menschen in Deutschland würden mit Zuversicht auf die kommenden Jahre blicken. Ihr Zukunftsvertrauen habe jedoch abgenommen. Von den aktuellen Krisen seien sie unterschiedlich stark betroffen - je nachdem, unter welchen Bedingungen und mit welchen Zugehörigkeiten und Zuschreibungen sie aufwachsen. 

Berichtskomission fordert künftige Generationen stärker zu berücksichtigen

Die Kernbotschaft des Berichts lautet: "Zuversicht braucht Vertrauen!" Die Gesellschaft verfüge über vielfältige Ressourcen für die junge Generation. Es gelinge ihr aber nicht, diese allen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gleichermaßen zugänglich zu machen. Politik und Gesellschaft seien gefordert, junge Menschen und künftige Generationen mit ihren Bedürfnissen stärker zu berücksichtigen. Der Bericht betont auch, dass junge Menschen in schwierigen Zeiten vertrauenswürdige Rahmenbedingungen brauchen. Dafür sei eine starke Kinder- und Jugendhilfe unverzichtbar.

Prof. Dr. Karin Böllert, Vorsitzende der Berichtskommission: "Die Kinder- und Jugendhilfe ist trotz der Ausnahmesituationen der letzten Jahre funktionsfähig, kommt aber zunehmend an ihre Grenzen. Zum guten Aufwachsen gehören Zuversicht und Vertrauen. Wenn die Kinder- und Jugendhilfe mit ihren Leistungen auch weiterhin dazu beitragen soll, muss sie verlässlich sein und noch besser werden als sie es ist."

Jungsein in einer Demokratie unter Druck

Der 17. Kinder- und Jugendbericht greift auf, dass sich die demokratische Gesellschaft in Deutschland – wie in vielen anderen Ländern auch – aktuell unter besonderem Druck befinde. Bekannt sei, dass sich antidemokratische Einstellungen in gesellschaftlichen Krisen verstärken können – erst recht, wenn politische Repräsentation und Teilhabe als mangelhaft erlebt werden. Zudem sei Einsamkeit ein potenziell demokratiegefährdender Faktor. Und auch mit abnehmendem bürgerschaftlichem Engagement schwinde die Unterstützung für die Demokratie. Junge Menschen in Deutschland bekunden mehrheitlich Vertrauen in die Demokratie. Allerdings empfinde die Hälfte Misstrauen gegenüber politischen Institutionen wie Regierungen und Parteien: Ihnen attestieren sie Kurzsichtigkeit und einen Mangel an Transparenz – insbesondere in Bezug auf die Interessen der jungen Menschen und zukünftiger Generationen. 

Jugendbeteiligung am Prozess

Bei der Erstellung des Berichts hat die Berichtskommission großen Wert auf eine umfängliche Beteiligung junger Menschen gelegt. Insgesamt hat sie rund 5400 junge Menschen zwischen fünf und 27 Jahren zu verschiedenen Fragestellungen beteiligt. Um Einblicke in die Bedürfnisse, Sichtweisen und die aktuelle Lebenssituation junger Menschen zu gewinnen, führte die Kommission zehn Beteiligungsworkshops mit ausgewählten Zielgruppen und ein Hearing mit engagierten jungen Menschen durch. Viele Rückmeldungen erhielt sie zudem über ein bundesweites Beteiligungsverfahren, das unter dem Motto "Nicht über uns ohne uns!" mithilfe eines Workshopleitfadens von Fachkräften und selbstorganisierten Gruppen vor Ort umgesetzt wurde. Darüber hinaus gab sie eine umfangreiche Sekundärauswertung vergangener Beteiligungsprozesse in Auftrag und berücksichtigte deren Ergebnisse.

AGJ-Fachtagung zum 17. Kinder- und Jugendbericht am 18./19. November

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ veranstaltet anlässlich der Veröffentlichung eines jeden Kinder- und Jugendberichts traditionell eine Fachtagung in Kooperation mit der Sachverständigenkommission. Die Fachtagung zum 17. Kinder- und Jugendbericht wird am 18./19. November 2024 in Berlin stattfinden. Begleitet wird die Fachtagung erstmals durch ein Jugendaudit, in dem junge Menschen die Ergebnisse des 17. KJB aus ihrer Sicht bewerten und interpretieren. (Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht, es gibt aber die Möglichkeit sich auf die Warteliste setzen zu lassen.)

Der 17. Kinder- und Jugendbericht steht online hier zur Verfügung, eine Zusammenfassung des Berichts ist hier zu finden.

Quelle: BMFSFJ, AGJ, September 2024