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Home > Eigenständige JugendpolitikJugend braucht mehr! AGJ fordert jugendgerechte Politik ein

(7.07.2020) In einem aktuellen Positionspapier zur Eigenständigen Jugendpolitik fordert die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ die Weiterentwicklung und Umsetzung einer Politik, die gute Rahmenbedingungen für die Lebensphase Jugend schafft. 

Verkehrsschild Richtungswechsel nach rechts. Verkehrsschild Richtungswechsel nach rechts.
Foto: B. Topno via unsplash

 

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ äußert sich in diesem Positionspapier zu aktuellen jugendpolitischen Entwicklungen, bekräftigt die Notwendigkeit einer Eigenständigen Jugendpolitik und plädiert für die Weiterentwicklung und Umsetzung einer kohärenten Politik, die gute Rahmenbedingungen für die Lebensphase Jugend schafft.

Das Papier beinhaltet eine Reflexion aktueller jugendpolitischer Herausforderungen und schärft den Blick für Jugendpolitik als Gegenwarts- und Zukunftspolitik. Die Ziele und vielfältigen Handlungsfelder für die Eigenständige Jugendpolitik werden auf einen aktuellen Stand gebracht, vielfältige Bemühungen und Aktivitäten verschiedener politischer Ebenen werden abgebildet. Das Papier verdeutlicht die thematische Bandbreite der Eigenständigen Jugendpolitik als gesellschaftspolitisches Handlungsfeld und unterstreicht zugleich die jugendpolitische Dimension aller Politikfelder.

Die AGJ will dafür sensibilisieren, dass sowohl den politischen Akteur*innen auf unterschiedlichen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen) als auch den Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe eine aktive Rolle bei der Umsetzung der Ziele Eigenständiger Jugendpolitik zukommt und will so ein Bewusstsein für die jeweilige Verantwortung schaffen. Um zu weiteren fachlichen Diskursen anzuregen, setzt sich die AGJ in diesem Positionspapier mit der Rolle der Kinder- und Jugendhilfe als Akteurin Eigenständiger Jugendpolitik auseinander und fordert dazu auf, Reflektionen zur eigenen Ausgestaltung und Umsetzung jugendpolitischer Anforderungen aufzunehmen.

Forderungen und Positionierungen der AGJ

Politik für die Lebensphase Jugend

  • Jugend muss in der Vielfalt ihrer Lebenswirklichkeiten wahr- und ernstgenommen werden. Die Lebensphase Jugend braucht mehr Aufmerksamkeit von Politik und Gesellschaft.

  • Die  AGJ  setzt  sich  dafür  ein,  dass  die  Bedürfnisse  und  Interessen  Jugendlicher  im  gesellschaftlichen Handeln und politischen Wirken Berücksichtigung finden und fordert die Weiterentwicklung   und   Stärkung   jugendpolitischer   Instrumente,   wie   Kinder-   und   Jugendberichte,  Kinder-  und  Jugendpläne  des  Bundes  und  der  Länder  sowie  der  Jugendhilfeausschüsse. 

  • Die  AGJ  fordert  eine  fortwährende,  wirksame  und  ernstgemeinte  Jugendbeteiligung  auf  allen staatlichen Ebenen, um eine auf die Bedürfnisse und Interessen von Jugendlichen ausgerichtete Politik etablieren zu können. 

  • Die  Corona-Krise  hat  die  Brüchigkeit  des  Anspruches  aufgedeckt,  im  Sinne  junger  Menschen  zu  handeln  –  die  AGJ  fordert  folglich  ein,  weitreichende  jugendrelevante  Entscheidungen  stets  aus  Sicht  der  Jugend  heraus  und  mit  Blick  auf  jugendliche  Interessen zu denken. Die Eigenständige Jugendpolitik bietet in Krisenzeiten ausreichend Anknüpfungspunkte  für  jugendgerechtes  Handeln,  dies  muss  von  den  verantwortlichen  Akteur*innen jedoch auch umgesetzt werden. 

  • Die  AGJ  tritt  für  realistische  Wahrnehmungen  einer  vielfältigen  Jugend  ein,  kritisiert  pauschale    Jugendbilder    in    den    öffentlichen    Diskursen    und    regt    dazu    einen    generationenübergreifenden Dialog an.

Jugendgerechte Politikkonzepte aller staatlichen Ebenen

  • Das Ziel einer umfassenden Jugendgerechtigkeit fordert eine reflektierte Berücksichtigung von Jugend und jugendlichen Lebenswelten in allen Politikfeldern und benötigt dementsprechend eine   politische   Prioritätensetzung.   Die   AGJ   sieht   weiteren   Handlungsbedarf   auf   allen   staatlichen   Ebenen   für   die   (Weiter-)   Entwicklung   einer   kohärenten   und   umfassenden   Eigenständigen Jugendpolitik.

  • Aktuelle  soziale  Herausforderungen  und  Veränderungen  in  der  Lebensphase  Jugend  müssen in die Jugendpolitik von Bund, Ländern, Kommunen und auf europäischer Ebene einfließen.  Für  eine  verbindliche  Umsetzung  Eigenständiger  Jugendpolitik  sollte  diese  strukturell und gesetzlich verankert werden.

  • Die    AGJ    begrüßt    den    Kabinettsbeschluss    zur    Umsetzung    der    gemeinsamen    Jugendstrategie   der   Bundesregierung   im   Sinne   einer   Ermöglichung   kohärenter   Jugendpolitik  und  entsprechende  Initiativen  in  den  Ländern  für  ressortübergreifendes  Handeln.

  • Die  AGJ  regt  an,  im  Sinne  der  Jugend  auch  kommunal  fachbereichsübergreifende  Strategien für Jugendpolitik zu entwickeln und in kommunalen Prozessen zu verankern. 

  • Jugendpolitik   in   Europa   muss   aus   Sicht   der   AGJ   ebenfalls   als   Ressort-   und   Querschnittspolitik   umgesetzt   und   zum   Gestaltungsmerkmal   eines   gemeinsamen,   solidarischen und sozialen Europas werden.

Jugendpolitisches Handeln der Kinder- und Jugendhilfe

  • Den Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe obliegt die Verantwortung, im Sinne der Jugend zu agieren, zu sensibilisieren und beständig ein jugendgerechtes Handeln einzufordern.

  • Die  AGJ  unterstreicht  ein  modernes  Verständnis  der  Kinder-  und  Jugendhilfe  und  sieht  diese  als  natürliche  Partnerin  bei  der  selbstbestimmten  Durchsetzung  von  Interessen  junger  Menschen.  Dabei  sind  alle  Bereiche  der  Kinder-  und  Jugendhilfe  aufgefordert,  diesen Auftrag wahrzunehmen und weiterzuentwickeln.

  • Die AGJ plädiert dafür, die Lebensphase Jugend bei der kommunalen Jugendhilfeplanung als  eigenständige  Phase  stärker  in  den  Blick  zu  nehmen  und  junge  Menschen  hieran  umfassender zu beteiligen. 

  • Die  AGJ  sieht  es  als  dringend  erforderlich  an,  die  Strukturen  der  Jugendarbeit  und  der  Jugendsozialarbeit  zu  sichern  und  –  angesichts  der  derzeitigen  Krise  –  grundlegend  zu  stabilisieren und (neu) zu verankern. 

Eigenständige  Jugendpolitik  ist  ein  Prozess  –  die  Diskurse  um  sie  können  daher  nicht  abgeschlossen  werden.  Die  Realisierung  braucht  eine  beständige  Auseinandersetzung  im  politischen  Raum  sowie  die  Unterstützung  und  Aufmerksamkeit  der  gesamten  Kinder-  und  Jugendhilfe.

Zur AGJ-Webseite: AGJ-Positionspapier "Jugend braucht mehr! - Eigenständige Jugendpolitik voranbringen und weiterdenken."(Juli 2020)