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Home > Eigenständige JugendpolitikLandesjugendämter: Junge Menschen in der Corona-Krise stärken

(03.12.2020) Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter (BAGLJÄ) hat fünf Thesen entwickelt, wie die Situation von jungen Menschen in der Corona-Krise nachhaltig verbessert werden kann.

Fünf Menschen sitzen um einen Tisch und schauen gemeinsam auf einen Bildschirm und eine Pinnwand. Fünf Menschen sitzen um einen Tisch und schauen gemeinsam auf einen Bildschirm und eine Pinnwand.
Foto: you x ventures via unsplash

Kinder und Jugendliche seien von der Corona-Krise anders betroffen als Erwachsene und ihre besonderen Interessen und Bedürfnisse würden nicht ausreichend berücksichtigt in der Planung weiterer Maßnahmen. Mit fünf Thesen zu den Auswirkungen der Corona-Krise richtet die BAGLJÄ ihren Blick auf junge Menschen, um zu verhindern, dass aus der Corona-Krise eine Zukunftskrise wird. Ziel der Thesen ist es, auf Fehlsteuerungen hinzuweisen und fachliche Impulse zu geben, um die zukünftigen Maßnahmen jugendgerechter zu gestalten.  Die Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe sei es, sich einzumischen und einen Beitrag zu einer konstruktiven Entwicklung zu leisten.

Laut BAGLJÄ müsste den Bedürfnissen junger Menschen bei allen Abwägungen und Entscheidungen mehr Beachtung geschenkt werden. Auch solle die Rolle der Kinder- und Jugendhilfe neu bewertet werden, da diese während der gesamten Krise als konstanter Ausfallbürge für geschlossene Institutionen und überlastete Familien agiert hätten. Die zentrale Frage sei:

Was brauchen Kinder und Jugendliche für ein gelingendes Aufwachsen – auch und gerade unter Pandemie-Bedingungen? 

  • Die Auswirkungen und Folgen der Corona-Krise auf Kinder und Jugendliche sind bei allen künftigen politischen Entscheidungen zu berücksichtigen!

Die aktuelle Debatte über die Krise und deren Maßnahmen würde nahezu vollständig aus der Perspektive von Erwachsenen geführt. So sei es bei der Wiederöffnung der Schulen hauptsächlich um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gegangen, nicht aber um den Alltag und das Befinden der jungen Menschen. Eine Umfrage unter 590 Jugendämtern zeige, dass Jugendliche auf die aktuelle Krise mit Isolation und sozialem Rückzug reagierten, ihre psychosoziale Entwicklung erschwert würde und sich Bildungsnachteile besonders bemerkbar machen würden. Aus diesem Grund benötigten junge Menschen gerade jetzt mehr verlässliche Ansprechpartner*innen und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe und sollten gleichberechtigt in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. 

  • Die systemrelevanten Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe erhalten und weiterentwickeln! Nie waren sie so wertvoll wie heute.

Defizite, welche durch wegfallende Angebote entstünden, ließen sich nur schwer wieder kompensieren und junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien drohten abgehängt zu werden. Trotz Krise waren die Jugendämter die ganze Zeit offen und blieben Ansprechpartner für Familien, Träger und andere Institutionen und kamen allen Aufgaben zur Unterstützung der jungen Menschen trotz erschwerter Bedingungen nach. Die Jugendämter und freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe hätten ihre Systemrelevanz für das Aufwachsen der Kinder- und Jugendhilfe eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die bisherigen Sicherungsmaßnahmen müssten auch bei einem längeren Andauern der Krise aufrechterhalten werden. 

  • Die Digitalisierung – Königsweg aus der Krise?

Die gegenwärtige Krise habe in vielen Bereichen einen Digitalisierungsschub mit sich gebracht. Gerade den besonders förderwürdigen Gruppen sozial benachteiligter junger Menschen fehle es aber oftmals an digital leistungsfähigen Anschlüssen sowie Endgeräten.  Auch sei es ein Trugschluss, dass persönliche Beziehungen gänzlich durch digitale Formate ersetzt werden könnten. Neben der Finanzierung und Beschaffung von fehlender Technik gehe es vor allem um das Erarbeiten von Methoden für einen sinnvollen, praktikablen und zugleich datenschutzkonformen Umgang mit den neuen Kommunikationsformen. 

  • Übergänge von der Schule in den Beruf absichern!

Für gesellschaftliche Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft brauche es einen gelungenen Übergang zwischen Schule und Beruf. Bedingt durch die Corona-Krise sei Arbeitslosigkeit ein zentrales Thema für junge Menschen geworden. Zwischen März und August 2020 verzeichnete die Bundesanstalt für Arbeit einen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit um 53 % auf rund 325.000 Betroffene. Besondere Aufmerksamkeit verdiene in diesem Zusammenhang der § 13 (Jugendsozialarbeit) des SGB VIII, der die betroffenen Zielgruppen besonders benachteiligter Jugendlicher mit den bewährten Maßnahmen der Jugendhilfe in den Mittelpunkt rückt. 

  • Jugendliche wollen gehört werden.

Junge Menschen seien sehr gut in der Lage, sich im Diskurs um die besten Lösungen mit ihrem eigenen Wissen einzubringen und ihre Vorschläge zu begründen. Aufgrund des hohen Zeitdrucks wurden in der Corona-Pandemie jedoch bewährte Beteiligungsformate wie Jugendparlamente und Schüler*innenvertretungen ausgesetzt. So wurden junge Menschen zu Objekten der Entscheidungsfindung und waren keine in Entscheidungsprozesse involvierten Subjekte mehr. Es sei jedoch wichtig, die Stimmen von Jugendlichen in den politischen Diskurs der Krisenbewältigung einfließen zu lassen. Bestehende Beteiligungsformate sollten reaktiviert und weiter ausgebaut werden und junge Menschen in politische Diskussionen einbezogen werden.

Fazit

Das System der Kinder- und Jugendhilfe müsse in seiner Funktionalität und Wirksamkeit gestärkt und nachhaltig weiterentwickelt werden. Bund, Länder und Kommunen müssten gemeinsam dafür einstehen, dass den Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe ausreichende Mittel für die qualifizierte Unterstützung der jungen Generation zur Verfügung stünden.

Die ausführliche Darstellung der fünf Thesen kann hier gelesen werden.

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter