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Home > Eigenständige JugendpolitikLebenslagenbericht junger Menschen in Thüringen

(20.09.2024) Einmal in der Legislaturperiode erstellt die Thüringer Landesregierung einen Bericht über die Lebenslagen junger Menschen. Darin enthalten sind auch Handlungsempfehlungen an die Kinder- und Jugendhilfe und ihre angrenzenden Politikfelder, die das Aufwachsen junger Menschen im Freistaat Thüringen betreffen.

Drei junge Frauen unterhalten sich Drei junge Frauen unterhalten sich
Foto: Stocksnap via pixabay.com

Der Lebenslagenbericht junger Menschen dient als Bestandsaufnahme und Analyse des Ist-Zustandes der Situation der Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Thüringen und wird vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport in Auftrag gegeben. Insbesondere zielt er darauf ab, eine eigenständige Jugendpolitik zu entwickeln, die die Mitbestimmungs- und Beteiligungsmöglichkeiten junger Menschen erweitert und positive Rahmenbedingungen für ihr Aufwachsen schafft. Im Fokus stehen diese Rahmenbedingungen und die Selbsteinschätzung der Kinder und Jugendlichen. 

Thüringens Jugendminister Helmut Holter sieht in dem Bericht zugleich eine Aufforderung zum Handeln und eine Ermutigung für die jugendpolitische Arbeit: "Unser Ziel muss es sein, Chancengerechtigkeit zu schaffen und jedem jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sein Potenzial voll auszuschöpfen. Dabei setze ich auf die Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren – politische Entscheidungsträger, Träger der Kinder- und Jugendhilfe, (sozial)pädagogische Fachkräfte bis hin zu den Familien und natürlich den jungen Menschen selbst."

Der Bericht befasst sich mit folgenden Fragen:

  • Welche Rahmenbedingungen bestimmen das Aufwachsen von jungen Menschen in Thüringen?
  • Wie ist die Kinder- und Jugendhilfe in Thüringen aufgestellt?
  • Wie schätzen Kinder und Jugendliche selbst ihre Lebenslagen ein?
  • Was bewegt Kinder und Jugendliche in Thüringen?
  • Wie lassen sich die Lebenslagen von jungen Menschen in Thüringen aus Perspektive der Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen sowie von Eltern und Fachkräften beschreiben?

Vertrauen in politische Institutionen und politische Informationsquellen

Eines der Ergebnisse des Berichts ist, dass junge Menschen in Thüringen wissenschaftlichen Einrichtungen mit Abstand das größte Vertrauen entgegenbringen, gefolgt von der Justiz, der Polizei und den traditionellen Medien. Das geringste Vertrauen werde politischen Parteien und neuen Medien wie sozialen Medien entgegengebracht. Das Vertrauen in politische Parteien sei insgesamt gering und variiere je nach Bildungsstand und ökonomischer Lage der Befragten. Berufsschüler*innen zeigten dabei weniger Vertrauen als Gymnasiast*innen. Das Vertrauen in politische Parteien korreliere zudem mit dem Interesse für Politik, der wahrgenommenen politischen Selbstwirksamkeit und enttäuschten politischen Erwartungen. Obwohl junge Menschen ein geringes Vertrauen in neue und soziale Medien bekunden, würden sie diese dennoch häufig als politische Informationsquelle nutzen.

Handlungsempfehlungen

Der Bericht stellt eine Reihe von Handlungsempfehlungen zur Verfügung. Für die Abgeordneten gelte es beispielsweise, Maßnahmen der Landesjugendpolitik prominenter und besser zu kommunizieren. Politiker*innen müssten es schaffen, jungen Menschen gegenüber "wahrhaftiger" zu werden. Dafür müssten sie (mehr) Austauschformate organisieren, mit jungen Menschen in den Dialog treten und politische Beteiligungsformate und -möglichkeiten schaffen. Dabei müsse "Scheinbeteiligung" unbedingt vermieden werden. Politische Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit gegenüber jungen Menschen könne auch gefördert werden, indem mehr jungen Politiker*innen der Zugang zu Ämtern und parteiinternen Funktionen ermöglicht werde. Insgesamt müssten die verschiedenen politischen Ebenen und Akteurinnen und Akteure jungen Menschen verdeutlichen, was politisch für sie getan wird, inwiefern ihr Alltag von politischen Entscheidungen betroffen ist und welche Möglichkeiten zu politischer Beteiligung und Mitbestimmung junge Menschen selbst nutzen können.

Der ausführliche Bericht steht in voller Länge hier zur Verfügung.

Quelle: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Thüringen, 17. September 2024