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Home > Eigenständige JugendpolitikMonitor zu Jugendarmut in Deutschland

(14.10.2020) Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V. hat den neuen Monitor "Jugendarmut in Deutschland 2020" herausgegeben. Gerade die Corona-Krise verdeutlicht, welche Auswirkungen Armut auf Jugendliche hat.

Ein Junge mit beschlagener Brille und Kapuze auf dem Kopf. Ein Junge mit beschlagener Brille und Kapuze auf dem Kopf.
Foto: A. Darius via unsplash

Die BAG KJS e.V. gibt etwa alle zwei Jahre einen neuen Monitor heraus, um auf die Situation benachteiligter junger Menschen in Deutschland aufmerksam zu machen. Dieser Monitor beleuchtet verschiedene Aspekte von Armut und Teilhabe und kombiniert die Texte mit anschaulichen Grafiken.

  • Wohnungslosigkeit und Chancenungerechtigkeit

Der Schritt, in eine eigene Wohnung umzuziehen, ist für von Armut betroffenen Jugendlichen sehr viel schwerer und zeigt die Chancenungleichheit auf. Um eine eigene Wohnung mieten zu können, braucht man einen Einkommensnachweis oder die Bürgschaft der Eltern, eine Kaution und die Möglichkeit, einen Umzug überhaupt finanzieren zu können. Besonders prekär ist die Situation für Jugendliche, die erzieherische Hilfen in Anspruch nehmen, da diese Hilfen mit der Vollendung des 18. Lebensjahres enden, wenn keine Verlängerung bis zum 21. Lebensjahr beantragt wird. Junge Menschen in der stationären Jugendhilfe müssen demnach mit 18 Jahren die Einrichtung verlassen. Im Durchschnitt bleiben Jugendliche jedoch bis 23,7 Jahren zu Hause wohnen. Jugendlichen, die nicht bei ihren Eltern wohnen, wird damit nur eine verkürzte Jugendphase im Vergleich zu anderen jungen Menschen gewährt. 

  • Teilhabe und Ausbildung

Schon vor dem Übergang ins Berufsleben haben Jugendliche aus finanziell schwächeren Familien ganz andere Teilhabemöglichkeiten als besser abgesicherte junge Menschen. Das Recht auf soziale Teilhabe steht aber allen Jugendlichen zu, unabhängig von ihrem Hintergrund. Aus diesem Grund ist es Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe allen jungen Menschen eine Jugend zu ermöglichen, in der sie sich entwickeln, entfalten und ausprobieren können, ohne sich existenzielle Sorgen machen zu müssen. Der Übergang von Schule zu Ausbildung gestaltet sich besonders schwierig für junge Menschen, die einen einfachen oder keinen Schulabschluss haben. Sie haben die schlechtesten Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz haben und solche, die diesen Herbst eine Ausbildung anfangen wollten, sind von der Corona-Krise besonders betroffen. Zum einen durch Betriebe, die insolvent gehen und zum anderen durch fehlende Ausbildungsplätze. Das Bundesinstitut für Berufsbildung geht davon aus, dass in diesem Jahr 25.000 weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen als letztes Jahr. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass, wenn Betriebe sich einmal aus der Ausbildung junger Menschen zurückziehen, sie zu einem späteren Zeitpunkt auch nicht mehr zurückkehren werden. Um Auszubildenden aus insolventen Betrieben trotzdem eine Ausbildung zu ermöglichen, zahlt die Bundesregierung den Betrieben eine Prämie, welche Auszubildende übernehmen. Elke Hannack, Stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, wünscht sich jedoch, dass es " in Deutschland eine gesetzliche Ausbildungsgarantie geben könnte für alle jungen Leute, die eine Ausbildung machen möchten."

Auch die BAG KJS e.V. fordert neben einer Ausbildungsgarantie eine vollständige Teilhabe aller jungen Menschen. Teilhabe bedeute nicht nur Inklusion, sondern auch Beteiligung. Und dabei muss neben der sozialen Beteiligung auch die digitale Beteiligung beachtet werden. Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie eng diese beiden Bereiche zusammen hängen. Jugendliche, die von Armut betroffen sind, haben nicht die gleiche technische und digitale Ausstattung wie andere Jugendliche und werden digital abgehängt. Die Bildungsungerechtigkeit verfestigt sich immer weiter. Lisi Maier, die Vorsitzende der BAG KJS e.V. fordert:

" eine Sozial- und Jugendpolitik, die allen jungen Menschen 'Jugend ermöglicht' und ihnen einen guten Weg in das Erwachsenenleben ebnet; unabhängig von der sozialen Herkunft, der finanziellen Situation der Eltern oder dem familiären Bildungsstatus."

Der vollständige Monitor und weitere Informationen finden sich hier.

Quelle: BAG KJS e.V.