Für den 7. Kinder- und Jugendbericht wurden ca. 2600 junge Menschen nach ihrer Lebenssituation gefragt. Diese Erkenntnisse und das Engagement der Jugendlichen im Rahmen des Projektes Jugend Macht Zukunft und Jugend + Kommune sind in die Erstellung der neuen Landesstrategie eingeflossen. Junge Menschen haben in diesem Prozess Hinweise, Anregungen und Forderungen formuliert, wie sich ihre Lebenssituation verbessern ließe. Anschließend hat der Kinder- und Jugendring in Zusammenarbeit mit allen Ressorts der Landesregierung jugendpolitische Schwerpunkte beschlossen. Denn Jugendpolitik wirkt in allen Themen und Lebensbereichen. Ob internationaler Jugendaustausch, Mitbestimmung in Bildungseinrichtungen, bedarfsgerechter Nahverkehr oder wirksamer Klimaschutz – Maßnahmen in allen Politikfeldern können Auswirkungen auf die junge Generation haben.
Der Kinder- und Jugendbeauftragte der Landesregierung, Holger Paech, begrüßt die konsequente Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen:
"Jugendliche reflektieren sich und ihre Umwelt. Sie formulieren Vorstellungen und Visionen, lassen dabei aber auch einen unaufgeregten Blick für Rahmenbedingungen und damit für das Machbare erkennen. In dieser Form hat das jugendpolitische Programm eine Tür weit aufgestoßen – eine Tür zu einem auf Dauer angelegten fairen Generationen-Dialog."
Zentrale Erkenntnisse des Jugendpolitischen Programms
Das Jugendpolitische Programm bildet einen strategischen Rahmen für eine Eigenständige Jugendpolitik in Sachsen-Anhalt, die offensiv auf die Beteiligung der jungen Menschen setzt. Dafür soll der Dialog zwischen jungen Menschen und der Landesregierung gestärkt werden. Jugendliche wünschen sich mehr Mitbestimmung in gesellschaftlichen Prozessen. Als Expert*innen in eigener Sache wollen sie in Entscheidungen einbezogen werden. Gelingende Beteiligung von Jugendlichen muss nicht nur ermöglicht, sondern auch erlernt werden.
Engagement ist eine zentrale Säule unserer Demokratie. Der Kinder- und Jugendbericht des Landes Sachsen-Anhalt hat ergeben, dass 93 % der befragten Jugendlichen bereit sind, sich zukünftig ehrenamtlich zu engagieren. Durch verbesserte Rahmenbedingungen wie erleichterte Zugänge zum Engagement soll dieses Potential mobilisiert und genutzt werden.
Politische Bildung – in Schulen, in der außerschulischen Jugendbildung, in der Vereinsarbeit oder in der internationalen Jugendarbeit – stärkt die politische Urteils- und Handlungsfähigkeit und die Identifikation mit demokratischen Werten. Damit Bildungsangebote die Selbstwirksamkeit des eigenen Handelns erlebbar machen, sind sie gemeinsam mit Jugendlichen zu entwickeln.
Umweltpolitik ist auch Jugendpolitik. 85 % der im Rahmen des Kinder- und Jugendberichtes befragten jungen Menschen in Sachsen-Anhalt sehen den Schutz der Umwelt und des Klimas als sehr bzw. eher wichtiges politisches Ziel.
Digitale Kommunikation und Onlinemedien prägen maßgeblich die Lebensrealität junger Menschen. Die Digitalisierung bietet, gerade im ländlich strukturieren Sachsen-Anhalt, neue Wege der Kommunikation, des Engagements und der Mitbestimmung.
Schulische Bildung und berufliche Qualifizierung nehmen in der (Bildungs-)Biografie von jungen Menschen eine zentrale Stellung ein. Eine bedarfsgerechte Schulversorgung, die lange Schulwege vermeidet, bildet die Grundvoraussetzung. Um ihre Bildungs- und Berufsziele zu erreichen, wünschen sich Jugendliche eine Verbesserung der Lehr- und Ausbildungsqualität sowie einen mit Berufsorientierungsangeboten flankierten Übergang von Schule in den Beruf.
Jugendliche mit Behinderung sollen gleichberechtigt mit anderen Kindern und Jugendlichen an der Gesellschaft teilhaben. Inklusion ist u.a. in den Bereichen Bildung, Jugendarbeit und Sport weiter zu stärken.
Die Durchsetzung von Gleichberechtigung und Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern, zwischen Mädchen und Jungen sowie der Abbau von Ungleichbehandlung aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung sind zentrale Grundsätze. Die Themen Geschlechtervielfalt und Gleichberechtigung sollen stärker als bisher in den Angeboten der Jugendarbeit und im Schulalltag verankert werden.
In Sachsen-Anhalt gelten 20 % der Kinder und Jugendlichen als armutsgefährdet. Zur erfolgreichen Bekämpfung von Armut fordern Jugendliche in Sachsen-Anhalt, soziale und kulturelle Teilhabe stärker zu unterstützen.
Jugendliche verspüren ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit. Der verbesserte Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt, Kriminalität und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist und bleibt ein zentrales Anliegen der gesamten Gesellschaft. Die präventive Jugendarbeit und die Ausweitung der Präventionsangebote auf den Onlinebereich sind zu stärken.
Das Jugendpolitische Programm ist als dynamischer Prozess angelegt, in dessen Rahmen die Umsetzung und die Strategie immer wieder neu verhandelt werden muss. Das vollständige Programm und ein Statement der Ministerin Petra-Grimm Benne findet sich hier.
Quelle: Staatskanzlei und Ministerium für Kultur Sachsen-Anhalt