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Home > Eigenständige JugendpolitikStudie: Inklusionsbarometer Jugend

(16.09.2024) Mit dem Inklusionsbarometer Jugend legt die Aktion Mensch erstmals eine Vergleichsstudie über die Teilhabechancen junger Menschen zwischen 14 und 27 Jahren in Deutschland vor. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Junge Menschen mit Beeinträchtigung haben eine schlechtere Chance auf Teilhabe.

Bunte Figuren in einem Kreis Bunte Figuren in einem Kreis
Foto: geralt via pixabay.com

Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigung: Ähnliche Interessen, unterschiedliche Teilhabechancen

Über 1400 junge Menschen wurden für die Studie in persönlichen Interviews befragt. Etwa die Hälfte von ihnen hat eine Beeinträchtigung. Ihre Bedürfnisse und Herausforderungen würden sich ähneln, unabhängig davon, ob sie eine Beeinträchtigung haben oder nicht. Jedoch sähen sich junge Menschen mit Beeinträchtigung in allen fünf untersuchten Teilbereichen – soziale Beziehungen, Alltagsleben, Selbstbestimmung, individuelle Entfaltung und Diskriminierung – mit deutlich größeren Herausforderungen konfrontiert. So würden junge Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zwar die gleichen Vorlieben bei der Freizeitgestaltung verbinden, allerdings hätten Erstere weniger Möglichkeiten, diese gleichberechtigt wahrzunehmen – beispielsweise aufgrund des eklatanten Mangels an Barrierefreiheit. Dies gelte ebenso für ihren Schul-, Ausbildungs- und Berufsalltag.

Familie für junge Menschen mit Beeinträchtigung am wichtigsten

Im Hinblick auf soziale Beziehungen gaben junge Menschen mit Beeinträchtigung als wichtigste Stütze mit 72 Prozent die Familie an. Für junge Menschen ohne Beeinträchtigung lägen dagegen Freundschaften mit 86 Prozent auf Platz eins. Jungen Menschen mit Beeinträchtigung falle es der Studie zufolge deutlich schwerer, neue Freundschaften zu schließen, als jungen Menschen ohne Beeinträchtigung. Freundschaften seien aber ein essenzieller Teil junger Lebenswelten, die die Persönlichkeitsentwicklung maßgeblich beeinflussen. Doch für den Aufbau von Freundschaften ist es wichtig, dabei sein zu können, was in vielen Fällen an physischen Barrieren oder Hemmungen und Unsicherheit scheitere. Infolgedessen würden sich junge Menschen mit Beeinträchtigung mit 26 Prozent doppelt so häufig einsam fühlen, wie junge Menschen ohne Beeinträchtigung.

Darüber hinaus bemängele mehr als die Hälfte, dass ihnen zu wenig zugetraut wird – gegenüber lediglich 29 Prozent der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung. Das wirke sich negativ auf das Selbstbewusstsein und das Gefühl der Selbstwirksamkeit aus. So glaube die Hälfte der Befragten mit Beeinträchtigung, andere in ihrem Alter könnten viel mehr als sie selbst. Mit ihrem Leben insgesamt zufrieden sei nur die Hälfte der befragten jungen Menschen mit Beeinträchtigung  – gegenüber mehr als drei Viertel derjenigen ohne Beeinträchtigung. Zudem treibe sie deutlich mehr Zukunftssorgen um.

Die Studie Inklusionsbarometer Jugend ist hier zu finden. 

Online-Vorstellung der Studie

Am 08. Oktober 2024 von 16:00 bis 18:00 Uhr stellt die Aktion Mensch das "Inklusionsbarometer Jugend" vor. Im Anschluss folgt eine Paneldiskussion zu den Ergebnissen mit Fachexpert*innen. Beides findet als Zoom-Konferenz statt. Hier kann sich zur Veranstaltung angemeldet werden.

Quelle: Aktion Mensch vom 02.09.2024