Das Meinungsfprschungsinstitut YouGov befragte im April 2021 6253 junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen.
Auf die Frage, wie sie ihren momentanen Gefühlszustand beschreiben würden, antwortete nahezu jede/-r zweite Befragte eher negativ, zum Beispiel mit „müde“, „unsicher“, „genervt“ und „gestresst“. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) gab an, ihre Lebenssituation habe sich verschlechtert, in Deutschland waren es 46 Prozent. Ganz konkret bedeutet das: Vier von zehn jungen Menschen zwischen 16 und 26 Jahren (39 Prozent) verloren in den vergangenen Monaten der Pandemie ihren Job oder erlitten finanzielle Einbußen. In Deutschland waren es 29 Prozent, die angaben, von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen gewesen zu sein, in Griechenland sogar 58 Prozent.
Die Befragten fühlen sich in allen Lebensbereichen stark belastet und befürchten, dass dies auch vorerst so bleibt. Am schwierigsten (72 Prozent) empfinden die jungen Menschen die Beschränkungen im öffentlichen und sozialen Leben – z.B. reduzierte Kontaktmöglichkeiten mit Freunden und Familie oder geschlossene Geschäfte und Sportvereine. 60 Prozent von ihnen sorgen sich, dass die Belastungen in diesen Bereichen auch in Zukunft hoch blieben.
Drängendste Probleme: Umweltschutz, Wirtschafts- und Gesundheitspolitik
Die Gesundheitspolitik gehört erstmals seit dem Start der Jugendstudie der TUI Stiftung im Jahr 2017 zu den drängendsten Problemen der EU. 28 Prozent aller Befragten in den sieben europäischen Ländern betrachten das Thema als besonders drängend. Angesichts der nun seit 15 Monaten andauernden Pandemie ist das wenig überraschend. Wie schon im vergangenen Jahr führt der Umwelt- und Klimaschutz diese Liste an (41 Prozent aller Befragten), vor der Wirtschafts- und Finanzpolitik (32 Prozent) sowie Migration und Asyl (31 Prozent). Für die jungen Deutschen ist im europäischen Vergleich der Klimaschutz besonders wichtig: Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gab an, es sei das herausragende politische Problem in der EU. Danach folgt Migration und Asyl mit 33 Prozent, anschließend Gesundheitspolitik mit 32 Prozent. Zudem wird von den jungen Deutschen das Thema Digitalisierung als besonders drängend für die EU (21 Prozent, der europäische Durchschnitt liegt bei sieben Prozent) und im eigenen Land betrachtet (30 Prozent).
Mit Blick auf die Politikgestaltung haben junge Europäer/-innen eigene Vorstellungen. 44 Prozent finden, dass die Bekämpfung des Klimawandels Vorrang vor Wirtschaftswachstum haben sollte. Zudem würden sie die Rechte von LGBTQ+ Menschen weiter stärken (59 Prozent) und sind für Maßnahmen, um Einkommensunterschiede zu verringern (49 Prozent). Für eine weitergehende europäische Einigung spricht sich ebenfalls eine Mehrheit aus, wobei die stärkste Zustimmung aus Griechenland, Italien, Spanien und Deutschland kommt. Den Status Quo behalten wollen vor allem junge Menschen in Großbritannien und Frankreich.
Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland und Großbritannien für Wählen mit 16
Der Grad des politischen Interesses und des Engagements unterscheidet sich im europäischen Vergleich: In Frankreich (20 Prozent interessieren sich „stark oder sehr stark“), Spanien (31 Prozent), Italien (19 Prozent) und Griechenland (31 Prozent) interessieren sich junge Leute weniger stark für Politik als im europäischen Durchschnitt (33 Prozent). Insgesamt interessieren sich 30 Prozent der Befragten in Europa überhaupt nicht oder wenig für Politik. Die Ergebnisse der Jugendstudie zeigen, dass politisches Interesse noch immer stark von individuellen Ressourcen abhängig ist, also Bildung, Wohlstand, aber auch das Geschlecht. So zeigten sich junge Frauen deutlich seltener politisch interessiert (24 Prozent gegenüber 41 Prozent bei jungen Männern). Besonders hoch ist das politische Interesse dann, wenn Eltern regelmäßig wählen gehen (hier interessieren sich 87 Prozent der Befragten für Politik, gegenüber 71 Prozent bei den Elternhäusern mit niedriger Beteiligung), man sich durch Schule und Ausbildung gut auf das Wählen vorbereitet fühlt (42 Prozent gegenüber 30 Prozent) und das politische System insgesamt als fair betrachtet wird.
Dabei ist das Wählen mit 16 Jahren auch bei jungen Europäer:innen kein Selbstläufer. 36 Prozent von ihnen fänden es besser, wenn auf nationaler und europäischer Ebene bereits mit 16 Jahren gewählt werden könnte. Nur in Großbritannien und Deutschland gibt es eine knappe Mehrheit (54 Prozent Deutschland, 56 Prozent Großbritannien) für die Absenkung des Wahlalters, während in den anderen europäischen Ländern das Bild gemischt ist und nur etwa ein knappes Drittel die Absenkung des Wahlalters begrüßt.
Die gesamte Studie kann hier gelesen werden.
Quelle: TUI Stiftung