Die Studie untersucht seit 2017 alle zwei Jahre Einstellungen und Verhaltensweisen junger Menschen zwischen 14 und 22 Jahren im Umwelt- und Klimabereich. Für die aktuelle Untersuchung wurde eine online Repräsentativbefragung mit 1004 Jugendlichen von Mitte September bis Anfang Oktober 2023 durchgeführt. Herausgeber sind das Bundesumweltministerium sowie das Umweltbundesamt.
Umweltbewusstsein und Engagement
68 % der befragten Jugendlichen sehen den Klimawandel als dringendes globales Problem. Umweltfreundliches Verhalten spiele im Alltag eine zentrale Rolle: 61 % vermeiden bewusst Plastik, und 53 % achten auf eine fleischärmere Ernährung. Trotz persönlicher Anstrengungen würden die Jugendlichen den Klimawandel jedoch nicht allein als individuelles Problem ansehen, sondern fordern gleichzeitig strukturelle und politische Veränderungen.
Vertrauen in die Politik
Nur 31 % glauben, dass die Politik genügend tut, um den Klimawandel zu bekämpfen. Stattdessen wünschen sich 64 % strengere gesetzliche Vorgaben und klare Maßnahmen, um den Klimawandel einzudämmen. Es herrsche die Wahrnehmung, dass die Dringlichkeit nicht ausreichend ernst genommen wird. Vor allem die große Kluft zwischen politischen Versprechen und tatsächlichen Handlungen führe zu Enttäuschung und Skepsis.
Bildung und Informationen
40 % der Befragten bemängeln, dass sie nicht ausreichend über Klimawandel und nachhaltiges Handeln informiert seien. Insbesondere in Schulen werde mehr Bildungsarbeit zu diesen Themen gefordert. Viele Jugendliche wollen konkretere Handlungsvorschläge und verstehen, wie sie im Alltag durch ihr Verhalten Einfluss auf die Umwelt nehmen können. Medien spielen eine große Rolle, doch auch hier wünschen sich viele verlässlichere und tiefergehende Informationen.
Soziale Gerechtigkeit und persönliche Verantwortlichkeit
Für über 70 % der jungen Menschen ist soziale Gerechtigkeit eng mit dem Klimaschutz verknüpft. Klimaschutzmaßnahmen sollten fair und gerecht gestaltet werden, sodass sie keine zusätzlichen Belastungen für benachteiligte Gruppen darstellen. Besonders im Zusammenhang mit der Energiewende beständen Sorgen, dass sozial Schwächere unter steigenden Energiepreisen oder ungerechten Maßnahmen leiden könnten. Aus diesem Grund werde mehr Verteilungsgerechtigkeit bei der Umsetzung von Klimapolitik gefordert.
Während sich 58 % der Jugendlichen in der Verantwortung sehen, im Alltag umweltfreundlich zu handeln, werde dies oft als Herausforderung wahrgenommen. Viele wünschen sich strukturelle Erleichterungen, um nachhaltiger zu leben, z. B. durch bessere Angebote im öffentlichen Nahverkehr, kostengünstige ökologische Produkte oder weniger bürokratische Hürden. Es wird betont, dass der Einzelne zwar eine Rolle spiele, jedoch die strukturellen Rahmenbedingungen entscheidend seien.
Engagement und Protestkultur
Die Teilnahme an Protesten, insbesondere an Bewegungen wie Fridays for Future, sei für 45 % der Jugendlichen ein wichtiges Mittel, um politische Entscheidungen zu beeinflussen. Proteste würden als notwendiger Druck angesehen, um Klimaschutz in den politischen Fokus zu rücken und die Dringlichkeit zu unterstreichen. Viele Jugendliche sähen ihre Teilnahme nicht nur als Ausdruck von Frustration, sondern als konstruktive Forderung nach einer klimagerechteren Politik.
Herausforderungen der Zukunft
Laut der Studie sähen 68 % der Jugendlichen den Klimawandel als größte Bedrohung der Zukunft. Gleichzeitig seien auch soziale Ungerechtigkeiten (62 %) und wirtschaftliche Unsicherheiten (55 %) zentrale Sorgen. Die befragten jungen Menschen könnten die Wechselwirkung zwischen diesen Themen erkennen und fordern ganzheitliche Lösungen, die Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität miteinander verknüpfen. Sie wünschen sich eine Politik, die sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltig agiert und langfristige Perspektiven bietet.
Die Studie "Zukunft: Jugend fragen!" steht hier als PDF zur Verfügung.
Quelle: Bundesumweltministerium und Bundesumweltamt, Mai 2024