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Home > Eigenständige JugendpolitikZwischenruf "Jugend in der Pflicht?!"

(27.03.2025) Die AGJ unterstreicht in ihrem Zwischenruf "Jugend in der Pflicht?! Engagement stärken statt Zwang einführen." die Relevanz von Freiwilligkeit bei Gesellschaftsdiensten und fordert Mitbestimmung junger Menschen.

Junger Mann schaut sich nach hinten um Junger Mann schaut sich nach hinten um
Foto: L. Favre via unplash

Im Zwischenruf zur Dienstpflicht unterstreicht die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ das bestehende Engagment junger Menschen, die bewährten Angebote der bestehenden Freiwilligendienste und die fehldende Mitbestimmung junger Menschen in der aktuellen gesellschaftpolitischen Debatte um die Wehrpflicht bzw. verpflichtende Dienstjahre.

Die AGJ fordert:

  • Alle Dienste für alle Altersgruppen bewerben

Die Debatte um Dienste aller Art und gesellschaftliches Engagement darf sich nicht auf junge
Menschen beschränken, soweit es sich dabei nicht um speziell auf junge Menschen
ausgerichtete Jugendfreiwilligendienste handelt, sondern muss sich an alle Menschen richten.
Im Sinne der Generationengerechtigkeit sollten alle Altersgruppen in den Angeboten und
Möglichkeiten für freiwilliges Engagement mitgedacht und adressiert werden. Zudem müssen
bei der Bewerbung von Diensten alle Dienste beworben werden und die Werbung für einen
Wehrdienst darf – wie auch das Fakultativprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention besagt –
sich nicht an Minderjährige richten.

  • Junge Menschen müssen sich frei entscheiden können

Junge Menschen müssen frei entscheiden können, ob und wie sie sich in formalisierten oder
freieren Kontexten engagieren wollen, was sie in verschiedenen Lebensphasen tun und wie
sie Übergänge gestalten. Dazu brauchen sie sowohl Informationen sowie Unterstützungs-
angebote und individuelle Beratung zur Entscheidung als auch eine gute Begleitung in den
verschiedenen Phasen. Um sich frei entscheiden zu können, müssen Zugangsbarrieren
abgebaut werden und allen jungen Menschen alle Angebote offenstehen.

  • Alle Dienste müssen freiwillig sein

Es darf keine Pflicht zum Engagement geben – für niemanden! Junge Menschen engagieren
sich bereits freiwillig auf vielfältige Weise und bringen sich mit ihren Ideen und Forderungen in die Gesellschaft und Politik ein. Sie stehen für sich, aber vor allem auch für andere ein. Sie sind Freiwilligendienstleistende, sind in Verbänden oder informell engagiert. Sie übernehmen Verantwortung und entscheiden selbstbestimmt, ob, wo und wie sie sich engagieren. Diese selbstbestimmte Entscheidung ist die Voraussetzung für das Erleben von Selbstwirksamkeit.
Manche brauchen dabei Orientierung und Unterstützung, die sie durch das Elternhaus oder andere familiäre Kontexte oder durch die Kinder- und Jugendhilfe erhalten, aber engagiert sind sie längst.

  • Rechtsanspruch auf Freiwilligendienst verwirklichen

Wo ein Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst besteht, garantiert der Anspruch dessen
Durchführung. Denn jeder Mensch, der eine Dienst leisten will, sollte die Möglichkeit dazu
bekommen. Die AGJ schließt sich den Forderungen der Vision 203010 an. Neben der Garantie,
einen Freiwilligendienst machen zu können, müssen auch andere Engagementformen
außerhalb von Diensten jungen Menschen zugänglich sein und dies unterstützt werden, sei es
in Jugendverbänden oder in informelleren Settings in Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit.
Dieses Engagement, das über ein Jahr hinaus geht, ist nachhaltig wirksam und sollte ebenso
mit guten Rahmenbedingungen und einer guten Ausstattung unterstützt werden.

  • Junge Menschen müssen an der Diskussion beteiligt sein

Junge Menschen müssen an der Debatte über freiwillige und verpflichtende Dienste sowie
deren Ausstattung und Rahmenbedingungen beteiligt werden, denn sie sind aktuell die
Hauptbetroffenen dieser Diskussionen und Gestalter*innen der Zukunft; sie haben hier
relevante Meinungen und Wissen. Einmal wieder über ihre Köpfe hinweg ihre Lebensweisen
bestimmen zu wollen, statt ihr Engagement anzuerkennen und wertzuschätzen, schafft
Frustration und baut Hürden da auf, wo Mitbestimmung und angemessene Ausstattung der
Dienste die Chancen auf ein selbstbestimmtes Engagement für alle erhöhen könnten.

Der Zwischenruf in voller Länge ist hier verfügbar.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe,Webmeldung, 25.03. 2025