Was ist für dich das Besondere an #myvision?
Das Ziel von #myvision ist, dass man mit anderen jungen Menschen zusammenkommt und überlegt, was einen rund um das Thema Politik beschäftigt. Man tauscht sich darüber aus, was Politik eigentlich ist und welchen Stellenwert sie im eigenen Alltag hat. Das Projekt hat den Hintergrund, dass man überlegt, was möchte ich eigentlich meinem*r Bürgermeister*in mitteilen. Habe ich Ideen und wie könnte man die umsetzen. Sonst kommt man schließlich selten mit der Politik Kontakt und kann seine Ideen präsentieren. Neben dem Treffen mit den Bürgermeister*innen hat mir besonders der Austausch mit anderen jungen Menschen Spaß gemacht. Alle kommen aus unterschiedlichen Landkreisen und haben Anregungen oder Bedürfnisse, die man in der Gruppenarbeit kennenlernen konnte. Diese drei Tage waren sehr prägend für mich, denn nur wenn man selber etwas zur Aussprache bringt, kann auch was passieren.
Welche Ziele hast du persönlich erreicht?
Ich habe ziemlich viel erreicht mit meinem Bürgermeister, welcher immer ein guter Gesprächspartner war. Ich habe ihm beispielsweise gesagt, dass es auf dem Basketballplatz keinen Basketballkorb gibt. Das hat sich mein Bürgermeister aufgeschrieben und sich um den Korb gekümmert. Am Anfang war ich natürlich total aufgeregt, als ich mit meinem Bürgermeister gesprochen habe, denn damals war ich ja auch erst 13 Jahre alt. Aber es war sehr locker und er ist auf mich eingegangen und hat mir viele Dinge erklärt. Das macht für mich auch #myvision aus, dass man viel über Politik erfährt. Man redet nicht nur darüber, ob man Sachen umsetzen kann oder nicht, sondern auch, mit welchen Faktoren und Bedingungen das zusammenhängt. Über #myvision habe ich viel über die verschiedenen Entscheidungsverfahren und die Aufgaben der*s Bürgermeister*in gelernt. Außerdem habe ich gelernt, offen zu kommunizieren. Wir haben den Bürgermeister*innen Fragen gestellt und sie haben uns erklärt, wie bestimmte Prozesse funktionieren. Man lernt das Amt des*der Bürgermeister*in besser kennen und auch schätzen. Man lernt bei „myvision“ viel, man hat was zu sagen, man kann Frust, Ideen und Meinungen äußern und es ist wirklich komplett offen. Man wird einfach gehört und ob oder wie man das dann umsetzen kann, das stellt sich in den nächsten Schritten heraus.
Fühlst du dich von Politik ernstgenommen?
Bei der Teamarbeit bei #myvision arbeiten Jugendliche aus ganz unterschiedlichen Gemeinden in einer Gruppe zusammen. Natürlich tauscht man sich dann auch darüber aus, ob die eigenen Vorschläge auch umgesetzt wurden. Und da habe ich gemerkt, dass wirklich viele Anregungen und Wünsche der Jugendlichen umgesetzt worden sind. Die Bürgermeister*innen hören uns zu und versuchen so gut wie möglich Wünsche umzusetzen, auch wenn es nur ein Basketballkorb ist.
Was haben die Bürgermeister*innen von euch gelernt?
Sie waren erstaunt darüber, was Jugendliche so beschäftigt. Sie haben nicht mit unseren Reaktionen gerechnet und was wir empfinden bei manchen Entscheidungen, die uns einfach so wichtig sind, dass wir unbedingt was ändern wollten. Die Bürgermeister*innen haben von uns gelernt, dass wir gehört werden wollen und dass wir uns natürlich Gedanken um unser Umfeld machen.
Wie könnte Rosenheim noch jugendgerechter gestaltet werden?
Wir sind in Rosenheim schon sehr gut aufgestellt und es gibt schon viele Projekte und Angebote für junge Menschen. Was ich mir aber noch wünschen würde, wäre mehr Aufklärung über gewisse Entscheidungen und Diskussionen zwischen den Politiker*innen. Oder auch mehr Informationen über verschiedene Berufsarten. Es gibt natürlich schon solche Stellen, aber das einfach ein bisschen jugendgerechter zu machen wäre gut. Ich würde es schön finden, wenn es mehr jugendliche Projekte geben würde. Wo Jugendliche sich einbringen oder das Projekt sogar leiten können, zum Beispiel zum Thema Umweltschutz oder Tierschutz. Denn nur, wenn man selber dabei ist, kann man auch was bewegen.
Das Interview wurde am 20. Februar 2021 geführt. Es ist im Rahmen eines Filmprojekts von jugendgerecht.de entstanden, bei dem aktuelle jugendpolitische Entwicklungen in Deutschland portraitiert werden.