Bildnachweis: Inga Israel/DBJR (CC0)
Der EU-Jugenddialog
Rojda Kaya, Deutscher Bundesjugendring
Gleichberechtigung, Bildung, psychische Gesundheit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind nur einige Themen, zu denen junge Menschen in der Europäischen Union (EU) eine Meinung und politische Forderungen haben. Oftmals scheint es so, dass politische Entscheidungsträger*innen dies nicht hören und ihren politischen Kurs weiterverfolgen, ohne Rücksicht auf die Anliegen und Forderungen junger Menschen zu nehmen. Dabei ist in politischen Debatten häufig die Rede davon, dass junge Menschen die Zukunft der EU seien. Genau an dieser Stelle knüpft der EU-Jugenddialog an.
Im EU-Jugenddialog werden junge Menschen mit politisch Verantwortlichen in einen Dialog auf Augenhöhe gebracht. Ob auf lokaler, regionaler, nationaler oder europäischer Ebene - im EU-Jugenddialog bekommen junge Menschen überall in der EU die Möglichkeit, über ihre Ideen und Forderungen mit politisch Verantwortlichen zu sprechen. Indem Politiker*innen von den Anliegen und Forderungen junger Menschen erfahren, können sie diese bei ihren Entscheidungen berücksichtigen. So können junge Menschen Politik mitgestalten. Der EU-Jugenddialog ist das Jugendbeteiligungsinstrument der EU. Mit Hilfe des EU-Jugenddialogs soll die EU-Jugendstrategie 2019-2027 umgesetzt werden.
Bereits im Strukturierten Dialog, dem Vorgängerprojekt, setzten über 50.000 junge Menschen aus der ganzen EU ein politisches Zeichen, indem sie die elf Europäischen Jugendziele entwickelten. Sie spiegeln Themen wider, die jungen Menschen in der EU am Herzen liegen.
In Deutschland findet der Jugenddialog auf allen Ebenen und auf vielen Wegen statt. Im Fokus stehen dabei die elf Europäischen Jugendziele und alle Themen, die jungen Menschen wichtig sind. Zu diesen Themen können sich junge Menschen in verschiedenen Beteiligungsformaten einbringen:
#Jugenddialog-Umfragen: Die EU-weiten Online-Umfragen stellen Fragen zu den Themen des Jugenddialogs. Die Ergebnisse werden gesammelt und mit politisch Verantwortlichen bei den EU-Jugendkonferenzen diskutiert.
#Jugenddialog-Events: Bei Jugenddialog-Events diskutieren junge Menschen mit Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung über die Themen des Jugenddialogs und entwickeln gemeinsam Lösungen zur Umsetzung von Problemen und Herausforderungen. Die Jugenddialog-Events können im Jugendzentrum um die Ecke, bei Jugendbegegnungen, bei kleinen oder bei großen Jugendveranstaltungen stattfinden. Den Methoden des Jugenddialogs sind keine Grenzen gesetzt, solange die Qualitätsstandards für Jugendbeteiligung eingehalten werden.
#jump: Ein Team junger Multiplikator*innen (jump) aus ganz Deutschland engagiert sich ehrenamtlich dafür, dass junge Menschen im Jugenddialog mitreden können. Dafür geht das jump-Team in Jugendgruppen, Jugendverbände, Jugendclubs, Schulen oder Unis. Dort führt es kleine Jugenddialogevents wie Workshops oder Diskussionsrunden zu den Themen des Jugenddialogs durch und sammelt die Anliegen und Forderungen der jungen Menschen. Diese Ergebnisse werden dann mit politisch Verantwortlichen diskutiert.
#Jugenddialog-Projekte: Im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ JUGEND IN AKTION können Projekte im EU-Jugenddialog gefördert werden. Auch die Ergebnisse dieser Projekte können in den Prozess des EU-Jugenddialogs einfließen.
#EU-Jugendvertreter*innen & EU-Jugendkonferenzen: Alle Anliegen, Forderungen, Ideen und Lösungsansätze sind Ergebnisse des Jugenddialogs. Die Jugenddialog-Ergebnisse werden sowohl auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene an politische Entscheidungsträger*innen herangetragen und mit ihnen diskutiert als auch an die EU-Jugendvertreter*innen weitergegeben. Die EU-Jugendvertreter*innen nehmen die Ergebnisse aus ihren Mitgliedstaaten mit auf die europäische Ebene.
Auf den EU-Jugendkonferenzen kommen die EU-Jugendvertreter*innen und politisch Verantwortliche der Europäischen Union zusammen. Die Aufgabe der politischen Entscheidungsträger*innen ist es, über die Ergebnisse der Jugenddialoge aus den Mitgliedsstaaten zu diskutieren und sie in ihre politischen Entscheidungen mit einzubeziehen.
Mit dem EU-Jugenddialog werden junge Menschen dazu befähigt, sich verstärkt am demokratischen Leben in der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten zu beteiligen. Als Expert*innen ihrer Lebenswelt bringen sie ihre Meinungen und Forderungen ein, tauschen sich mit anderen jungen Menschen aus, diskutieren mit politischen Entscheidungsträger*innen auf Augenhöhe und können ihre Anliegen direkt an sie kommunizieren.
Der EU-Jugenddialog und die Europäischen Jugendziele richten sich somit sowohl an junge Menschen als auch an alle jugendpolitische Akteur*innen, die zum einen wissen möchten, mit welchen Problemen junge Menschen in ihrer Lebenswelt konfrontiert sind und zum anderen gemeinsam mit ihnen Lösungen erarbeiten und umsetzen möchten. Jugendpolitische Akteur*innen können durch den EU-Jugenddialog die Forderungen und Anliegen junger Menschen erfahren. Sie können die gesammelten Anliegen und Forderungen in ihren eigenen Strukturen umsetzen und sie können den EU-Jugenddialog an bereits bestehende Beteiligungsformate und -prozesse ihrer Strukturen andocken, sodass ihre Ergebnisse auch in einem europäischen Kontext Gehör finden.
Gerade in Zeiten, in denen die Europäische Union und ihre Institutionen sehr weit weg scheinen, ist es wichtig, eine Möglichkeit des Dialogs und der Diskussion anzubieten. Die Stimmen junger Menschen müssen ernst genommen werden und sichtbar in politische Entscheidungsprozesse einfließen. Dazu leistet der EU-Jugenddialog als Jugendbeteiligungsinstrument und als Sprachrohr junger Menschen in der Europäischen Union einen wichtigen Beitrag.
Der Jugenddialog wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und durch das Programm Erasmus+ der Europäischen Union kofinanziert.