Jugendstrategie und neue Jugendbewegung
Noch vor knapp eineinhalb Jahren konnte niemand die ungeheure Dynamik einer neuen Jugendbewegung erahnen, die im Laufe des Jahres 2019 durch Fridays for Future ihren bisherigen Höhepunkt erreichte und auch durch die aktuelle Covid-19 Pandemie vermutlich nur eine vorübergehende Mobilisierungsdelle und Neuausrichtung erfährt – nicht jedoch ihren politisch prägenden Charakter für eine ganze Generation verliert.
Dieses vehemente Engagement junger Menschen für eine klimaneutrale, nachhaltige und lebenswerte Zukunft und seine breite gesellschaftliche Resonanz hat auch die Erarbeitung der Jugendstrategie der Bundesregierung stark geprägt. Der ressortübergreifende Arbeitsprozess stand dabei vor einer doppelten Herausforderung – die Dynamik der neuen Jugendbewegung zum einen über die Beteiligung junger Menschen in vielfältigen Begleitformaten der Strategie offensiv aufzugreifen und zum anderen systematisch in der Formulierung tragfähiger Maßstäbe und Maßnahmen einer zeitgemäßen Jugendpolitik zu berücksichtigen.
BMU und Jugendbeteiligung
Das Bundesumweltministerium verfolgt seit geraumer Zeit den Ansatz, junge Menschen in unterschiedlichen, zum Teil bewusst experimentell angelegten Formaten gezielt an den Arbeitsschwerpunkten des Hauses zu beteiligen. Die Zuständigkeiten des BMU sind dabei als Zukunftsthemen zumeist per se interessant für Jugendliche und junge Erwachsene – geben doch heutige politische Entscheidungen die Richtung für den zukünftigen Alltag vor.
Für das Bundesumweltministerium gilt dabei in allen Formaten: Diskussion auf Augenhöhe, Transparenz in den Entscheidungen, Klarheit über Grenzen und Möglichkeiten. Und gute Jugendbeteiligung impliziert immer, junge Menschen möglichst von Beginn an in Prozesse und Methoden einzubinden.
Die Jugendwerkstatt wandel:bar im Jahr 2019 wurde beispielsweise ein halbes Jahr lang durch ein jugendliches Vorbereitungsteam organisiert, geplant und eigenverantwortlich durchgeführt. Die Jugendstudie des BMU wiederum wird mittlerweile durch einen eigenen Jugendbeirat kritisch begleitet und ausgewertet. Weitere zentrale Aktivitäten sind der im Herbst 2020 startende Jugendklimafonds, der jugendliches Engagement für Klimaschutz mit Mikroprojektförderungen und sog. Klimastipendien unterstützen wird, und die Erweiterung des umfangreichen Materialangebots für Lehrkräfte www.umwelt-im-unterricht.de durch ein eigenes Jugendportal ab Mitte 2020.
Alle BMU-Jugendformate haben gemein, dass sie zusammen mit der Zielgruppe entwickelt und kritisch reflektiert werden. Formate müssen dabei so flexibel konzipiert sein, dass Anpassungen möglich und neue Entwicklungen berücksichtigt werden können. Angebote für junge Menschen werden aus Sicht des Bundesumweltministeriums nur dann angenommen, wenn sie sich authentisch an den Bedürfnissen junger Menschen orientieren.
Gemeinsame Jugendstrategie als Blaupause
Die ressortübergreifende Erarbeitung der Jugendstrategie hat in vorbildlicher Weise und prominenter Form sichtbar werden lassen, dass Politik die Belange und Beteiligungsinteressen junger Menschen sehr ernst nimmt. Nicht zuletzt durch die aktuellen Herausforderungen der Corona-Krise wird es in Zukunft darum gehen, gemeinsam und über Generationen hinweg neue gesellschaftliche Wege einzuschlagen.
Für das BMU ist die Jugendstrategie dabei zentrale Referenz aller jugendpolitischen Initiativen und Formate. Mit ihr wurde erstmalig ein ressortübergreifendes Jugend-Verständnis entwickelt - die daraus abgeleiteten Handlungsbedarfe bilden die Grundlage für zahlreiche Maßnahmen, die die Lebenslagen junger Menschen spürbar verbessern sollen.
Verfasser: Robert Hennies, BMU