Warum interessierst du dich für Jugendpolitik?
Ich bin generell ziemlich politikinteressiert und finde, dass Beteiligung sehr wichtig ist. Außerdem bin ich noch recht jung und so landet man dann schnell im Bereich Jugendpolitik. Ich bin über mein freiwilliges Jahr zu „JugendMachtZukunft“ gekommen und mit dem Thema Jugendpolitik in Kontakt gekommen. Ich habe gesehen, wie viel vor mir schon erreicht wurde durch das Projekt und was man alles als einzelne Person erreichen kann. Das hat mich so beeindruckt, dass ich auch meinen Teil dazu beitragen wollte.
Wie sieht eure Arbeit im Projekt konkret aus?
Wir arbeiten immer an spezifischen Themen und tauschen uns aus mit den entsprechenden politischen Ressorts. Wir als Projekt „Jugend.Macht.Zukunft“ leisten eine zweifache Übersetzungsarbeit. Zum einen übersetzen wir die Publikationen der Verwaltung und Politik für junge Menschen, um diese verständlicher zu machen. Und in die andere Richtung übersetzen wir die Anliegen der Jugendlichen für die Verwaltung. Das Positionspapier zum Thema Nachhaltigkeit ist der Höhepunkt eines anderthalbjährigen Prozesses. Am Anfang stand die Nachhaltigkeitsstrategie der Landesregierung, die ohne das Mitwirken von jungen Menschen entstanden ist. Deswegen haben wir darauf geschaut und überlegt, was junge Menschen vielleicht anders machen würden. Dazu haben wir Workshops gemacht, Regionalkonferenzen veranstaltet und uns immer wieder mit dem Ministerium ausgetauscht. Daraus haben wir dann einen Positionenkatalog entwickelt, worin die Ansichten von jungen Menschen zur Nachhaltigkeitsstrategie enthalten sind.
Was waren Highlights, die dich geprägt haben bei der Arbeit mit „JugendMachtZukunft“?
Ein persönliches Highlight war für mich das Interview mit der Umweltministerin Frau Dalbert. Einerseits war es inhaltlich super spannend und hat gezeigt, wie weit wir eigentlich schon gekommen sind mit unserem Projekt. Und andererseits war es auch für mich ein persönliches Highlight, weil ich die Moderation übernommen hatte und ich das in dem Umfang noch nie vorher gemacht hatte. Aus dem Projekt habe ich dann sehr viel Zuspruch erhalten und auch die Umweltministerin fand es gut, dass eine junge Person die Moderation übernommen hat.
Fühlst du dich vom Politikbetrieb ernst genommen?
Es ist schwer zu sagen, ob ich mich von Politik als Ganzes ernst genommen fühle, da Politik aus einzelnen Personen besteht. Aber ich würde sagen, von den Personen, die sich mit Jugendlichen hinsetzen und sich unterhalten, den Ansichten und Forderungen der Jugendlichen zuhören und sich dafür einsetzen, von denen fühle ich mich selbstverständlich ernst genommen.
Hat die Landesregierung die Bedürfnisse aller jungen Menschen im Blick?
Ich finde es schwer, die Arbeit der Landesregierung als Ganzes zu beurteilen, weil „Jugend.Macht.Zukunft“ auch nur mit einigen Ressorts zusammen arbeitet, nicht mit allen. Ich denke schon, dass die meisten im Interesse der Jugendlichen handeln, auch wenn sie Jugendliche vielleicht nicht beteiligen. Aber natürlich ist es besser, wenn die Jugendlichen selbst beteiligt werden. Das jugendpolitische Programm, welches die Landesregierung auf den Weg gebracht hat, ist da ein großer Schritt in die richtige Richtung und meine Erwartungen an das Programm sind recht eindeutig. Jugendpolitik und Jugendbeteiligung sollte flächendeckend umgesetzt werden. Wenn alle Ressorts zusammenarbeiten, könnte das gut funktionieren. Außerdem hat die Landesregierung einen neuen Kinder- und Jugendbeauftragten eingesetzt, der ziemlich engagiert ist. Da habe ich große Hoffnungen, dass der eine zentrale Anlaufstelle sein kann, um die Interessen Jugendlicher direkt in die Landesregierung einbringen zu können.
Welche Ziele habt ihr euch als „Jugend.Macht.Zukunft“ für die Zukunft vorgenommen?
Unsere Ziele für die Zukunft sind mit Leuten aus Politik und Verwaltung ins Gespräch zu kommen über das Positionspapier und über die Fortschreibung der Nachhaltigkeitsstrategie und hoffentlich bei der Umsetzung unserer Forderungen direkt am Gespräch beteiligt zu sein. Im Idealfall sitzen wir in der Zukunft immer direkt mit am Tisch und müssen nicht erst aufwändige Forderungskataloge erarbeiten. Unser Ziel ist es, dass bei allen Themen die Jugendliche betreffen, auch Jugendliche mit am Tisch sitzen. Und dass wirklich mit Jugendlichen geredet wird und nicht nur über sie. Es ist uns wichtig, dass Jugendbeteiligung gelebt wird. Jugendliche sind für uns Expert*innen in eigener Sache und deswegen haben sie auch die Kompetenz, bei Entscheidungen mitgefragt zu werden.
Wie könnte man Jugendliche besser erreichen, die sich bis jetzt noch nicht engagieren?
Wir haben auch kein Patentrezept dafür, wie man Jugendliche erreicht. Das ist in unserem Feld oft das Hauptproblem, dass junge Menschen nichts von dem Thema Jugendpolitik wissen. Außerdem haben wir bei uns das Problem identifiziert, dass wir inhaltlich auf einem sehr hohen Niveau arbeiten und das erschwert den Einstieg für Leute, die sich noch nicht so viel mit dem Thema beschäftigt haben. Deswegen haben wir uns das Ziel gesetzt, den Einstieg ein bisschen einfacher zu gestalten. Für die Jugendbeteiligung in der Zukunft wäre es wichtig, dass viel mehr Jugendliche über die Möglichkeiten der Beteiligung informiert wären. Im Idealfall natürlich alle. Und sie diese Möglichkeiten dann auch nutzen, damit sich feste Strukturen etablieren können. Nur so kann langfristig Jugendbeteiligung gewährleistet werden.
Das Interview wurde am 26.01.2021 in Magdeburg geführt. Es ist im Rahmen eines Filmprojekts von jugendgerecht.de entstanden, bei dem aktuelle jugendpolitische Entwicklungen in Deutschland portraitiert werden.